Lorenza Gentile: Teo

Große Schlachten

Hier gehört mein erstes Lob eindeutig der Herstellungsabteilung von dtv, denn dieses Buch ist absolut perfekt gestaltet: Von der Umschlaggestaltung bis zum Buchdeckel innen, von der Bindung über das Papier bis hin zur Schrift und zum Zeilenabstand ein absolut gelungenes Erscheinungsbild, das den Preis auf jeden Fall rechtfertigt, und das die Lektüre in dieser Hinsicht zum Genuss macht!

Nun zum Inhalt. Der achtjährige Teo ist ein aufgewecktes Kind, durchschnittlicher Grundschüler mit Stärken und Schwächen, und leidet massiv unter der sich abzeichnenden Trennung seiner Eltern. Gerne erinnert er sich an glückliche Zeiten zurück, als die Familie zusammen in die Ferien fuhr, doch nun herrscht nach eine Phase des lauten Streitens Schweigen und zuletzt bricht der Vater angeblich zu einer längeren Dienstreise auf. Während die ältere Schwester Matilde mit massiver Wut (und einer beginnenden Essstörung?) reagiert, fühlt Teo sich für die Rettung der Familie verantwortlich. Als er ein Buch über Napoleon zum Geburtstag bekommt, zeichnet sich für ihn ein Weg ab: Er möchte diesen Helden, der alle Schlachten gewonnen hat (das Ende des Buches kennt Teo nicht), um Hilfe bitten, damit er seine Schlacht gewinnen kann. Doch Napoleon ist tot und Teo kann ihn nicht so einfach treffen, es sei denn…

Durch Befragung seines Umfeldes erfährt Teo mehr über den Tod, über Hölle und Paradies, über Wiedergeburt, negative Zahlen und so manches andere, das er in sein kindliches Weltbild einzuordnen versucht. Und nebenbei findet er im Außenseiter der Klasse einen Freund.

Dies alles erzählt Teo selber in einer kindgerecht einfachen Sprache mit kurzen Sätzen. Während der Lektüre habe ich mich allerdings oft gefragt, ob Achtjährige wirklich so denken wie Teo. Meiner Ansicht nach wird er sich an keiner Stelle wirklich über die Tragweite eines Selbstmordes klar und das scheint mir nicht so recht glaubwürdig, denn in seinem Alter hat er sicher schon den Tod erlebt, und sei es den Tod eines Haustieres.

Sehr gut gefallen hat mir dagegen die Beschreibung der Familiensituation. Obwohl die Eltern, die Schwester, eine Kinderfrau und die Lehrerin ständig in Teos Nähe sind, versucht keiner, ihm zu helfen, sich um ihn zu kümmern, seine Nöte zu verstehen. Zumindest von der Kinderfrau wäre dies zu erwarten gewesen, denn sie hat die nötige Distanz. Vielleicht sollte man das Buch allen Eltern in Trennung empfehlen, damit sie über den eigenen Sorgen ihre Fürsorgepflicht nicht vergessen.

Lorenza Gentile: Teo. dtv 2015
www.dtv.de

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